Es ist entschieden. Als erster Muslim an der Spitze eines westeuropäischen Landes hat Humza Yousaf Geschichte geschrieben und ein neues Kapitel für Schottland aufgeschlagen.

Die Abgeordneten des schottischen Parlaments in Edinburgh wählten am 28. März 2023 den 37-jährigen Yousaf als Premier Minister, einen Tag nachdem er zum Vorsitzenden der regierenden Scottish National Party (SNP) gewählt worden war. Die SNP strebt die Unabhängigkeit von Grossbritannien an und Yousaf hat angekündigt, eine Loslösung weiter voranzutreiben. Allerdings ist der Weg dahin unklar, da ein neues Referendum nur mit Zustimmung der Zentralregierung in London möglich ist, die einen solchen Schritt strikt ablehnt.

Damit rückt erstmals ein Muslim an die Spitze des nördlichsten britischen Landesteils mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern. Yousaf ist pakistanischer Herkunft und hat eine palästinensische Frau. In seiner Dankesrede sagte Yousaf, er sei „für immer dankbar, dass meine Grosseltern vor über 60 Jahren aus dem Punjab nach Schottland gekommen sind“. „Als Einwanderer in dieses Land, die kaum ein Wort Englisch konnten, hätten sie sich nicht vorstellen können, dass ihr Enkel eines Tages an der Schwelle stehen würde, der nächste erste Minister Schottlands zu werden“, sagte er. Yousaf bekennt sich klar zu seinem muslimischen Glauben.

Yousafs Sieg ist nicht nur historisch für Schottland, sondern auch für die westliche Demokratie, da er der erste muslimische Politiker ist, der zum nationalen Führer gewählt wurde. Nachdem er zunächst jahrelang als Staatssekretär wirkte, wurde er 2018 Justizminister. 2021 wechselte Yousaf ins Gesundheitsministerium.

Eine Entwicklung zum Nachdenken

Dass sein Sieg so kurz nach der Wahl des britischen Premierministers Rishi Sunak im vergangenen Jahr und der Rückkehr des irischen Regierungschefs Leo Varadkar im Dezember 2022 kommt, bedeutet, dass alle britischen, schottischen und irischen Führer zum ersten Mal in der Geschichte aus dem südasiatischen Raum kommen.

Die Nachricht von Yousafs Sieg beherrscht derweil die Schlagzeilen in Pakistan, und in den sozialen Netzwerken verbreiteten sich Nachrichten über diese Wahl. Aktuell begehen die meisten der 270 Millionen Einwohner Pakistans den Ramadan.