Am 23. April 2025 erklärte die jordanische Regierung die Muslimbruderschaft offiziell für illegal. Vorausgegangen waren die Verhaftungen von 16 mutmasslichen Mitgliedern, die unter anderem in die Herstellung von Raketen und Drohnen verwickelt gewesen sein sollen mit dem Ziel, „Chaos und Sabotage im Königreich zu stiften“, wie der jordanische Innenminister Mazen Farraya festhielt.

Von M. Hikmat

Die Verhaftungen waren filmreif: unterirdische Waffenlager in Zarqa, Sprengstofftransporte, illegale Drohnenlabore – es fehlte nur noch James Bond im Hintergrund. Doch das war kein Thriller. Das war Realität in einem Land, das den Luxus der Naivität endgültig hinter sich gelassen hat.

Vom politischen Akteur zum Sicherheitsrisiko

Die Muslimbruderschaft ist keine harmlose religiöse Gruppe, sondern eine islamische Organisation mit politischer Agenda. Sie ist eine transnationale Bewegung, die sich strategisch in die Machtstrukturen vieler Länder hineingefressen hat wie Termiten, die unter der Tapete ganze Mauern zerlegen. In Jordanien war sie lange geduldet, wurde teils sogar hofiert. Doch wie so oft in der Geschichte verwechselte man Kompromissbereitschaft mit Schwäche – mit explosiven Folgen.

1928 in Ägypten gegründet, hatte die Muslimbruderschaft auch in Jordanien lange Zeit eine bedeutende politische Rolle inne. Ihr politischer Arm, die Islamische Aktionsfront (IAF), war die grösste Oppositionspartei im jordanischen Parlament. Sie wurde 1992 als Reaktion auf die Liberalisierung des jordanischen Parteiengesetzes ins Leben gerufen. Doch interne Spaltungen und die Nähe zu Hamas führten zu wachsendem Misstrauen seitens der Regierung.

Europa, wach auf – die Muslimbruderschaft ist schon längst hier

Ist es nicht längst Zeit, dass Europa der Realität ins Auge blickt und die Muslimbruderschaft auf den Index setzt?

Jordanien hat – spät, aber doch – die Reissleine gezogen. Währenddessen klopfen die Funktionäre der Bruderschaft in Berlin, Brüssel und Paris höflich an die Türen von Integrationsräten, Parteien und Bildungsinstitutionen – oft im Anzug, mit perfektem Französisch oder Deutsch und einem scheinbar demokratischen Vokabular. Doch unter dem modernen Gewand bleibt ihre Ideologie dieselbe: autoritär, identitär, antiwestlich – und gefährlich. Die Muslimbruderschaft hat ihre Krallen inzwischen tief in europäische Gesellschaften getrieben – nicht mit Waffen, sondern mit Netzwerken, NGOs und einer Agenda, die in sonntäglichen Talkshows harmlos klingt, aber montags Moscheen radikalisiert.

Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Demokratie

Während Jordanien mit Blaulicht und Durchsuchungsbefehl handelt, reicht in Europa scheinbar eine moderat klingende Pressemitteilung, um jahrelanges Taktieren, Rekrutieren und Einflussnehmen zu legitimieren.

Natürlich ist der Umgang mit einer Organisation wie der Muslimbruderschaft auch eine Gratwanderung. Denn die Grenze zwischen legitimer Religionsfreiheit und politischer Manipulation ist schmal.

Europa steht am Scheideweg: Toleranz ja, aber nicht gegenüber Intoleranz. Religionsfreiheit ja, aber nicht als Deckmantel für politische Subversion. Die Muslimbruderschaft hat in vielen europäischen Ländern längst organisatorische Strukturen, Finanzierungskanäle und Lobby-Netzwerke aufgebaut.

Jordanien hat einen Schritt getan. Europa sollte nicht als letztes nachziehen.

Bestellen Sie passend zum Thema unsere Publikation „Im Fokus: Mehr Islam – weniger Europa?“ jetzt über das Bestellformular. (Bestellungen aus dem Ausland nur bei Übernahme des Portos).

Das könnte Sie auch interessieren:  Infoblatt: Legalistischer Islamismus