Zwei aktuelle Fälle aus Grossbritannien und Ungarn zeigen, dass die biologischen Grundlagen für das Geschlecht massgeblich sind. Dies sind an sich unbestreitbare Tatschen und für jeden Menschen erkennbar. Doch in einer Gesellschaft, in der das subjektive Gefühl Vorrang vor körperlichen Gegebenheiten erhält, sind diese beiden Entscheidungen bahnbrechend. Sie könnten die Rückkehr zu einer Gesellschaft einläuten, die sich wieder an der objektiven Wirklichkeit orientiert.
Von Ralph Studer
Schon bisher wurden non-binäre Personen in Ungarn nicht von Behörden anerkannt. Nun hat Ungarns Parlament in der Verfassung des Landes verankert, dass ein Mensch nur als Mann oder Frau definiert werden kann.
Ehe als Lebensgemeinschaft von Mann und Frau
Auch die Ehe wurde als eine „Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau“ definiert. Die Familie wird als „Grundlage für das Überleben der Nation“ beschrieben. Ergänzend heisst es: „Der Vater ist ein Mann, die Mutter ist eine Frau.“ Die Regierung betont, dass sie mit der Reform traditionelle Werte und die verfassungsmässige Identität des Landes stärken wolle.
Schutz der „seelischen und moralischen Entwicklung“
Bereits am 18. März 2025 hatte Ungarns Parlament im Eilverfahren die bisher alljährlichen Pride-Paraden verboten. Die Regierung hatte das Pride-Verbot vor allem mit einem angestrebten Schutz von Kindern vor dem Kontakt mit dem Thema Homosexualität begründet.
Die nun beschlossene Verfassungsänderung setzt hier ebenfalls klare Massstäbe. Sie besagt, dass der Schutz der „seelischen und moralischen Entwicklung“ von Kindern den Status eines Grundrechts bekommt, das Vorrang vor allen anderen Grundrechten habe, mit Ausnahme des Rechts auf Leben.
Eine Mutter ist nur eine Frau – ein Vater ist nur ein Mann
Es ist die 15. Änderung der 2011 neu eingeführten ungarischen Verfassung, deren Präambel den Titel „Nationales Glaubensbekenntnis“ trägt. Seit Dezember 2020 besagt diese Verfassung zudem, dass eine Mutter nur eine Frau und ein Vater nur ein Mann sein könne. Seit 2020 gilt zudem in Ungarn ein Gesetz, das es Trans-Personen unmöglich macht, amtlich ihr Geschlecht zu ändern.
Eine „Trans-Frau“ ist rechtlich keine Frau
Während der Entscheid in Ungarn zu erwarten war, kam das Urteil des Obersten Gerichts Grossbritanniens doch einigermassen überraschend. Die höchsten Richter befanden einstimmig, dass gemäss dem britischen Gleichstellungsgesetz nur biologische Frauen als Frauen gelten. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass sogenannte „Trans-Frauen“ rechtlich gesehen keine Frauen sind, selbst wenn sie ihren Geschlechtswechsel mit einem offiziellen Gender-Zertifikat belegen können.
Wie Lord Hodge bei der Urteilsverkündung erklärte, definiere das britische Gleichstellungsgesetz Geschlecht als binäres Konzept, wonach eine Person entweder eine Frau oder ein Mann sei. Mit dieser Entscheidung wollten die Richter sicherstellen, dass inhaltliche Klarheit herrscht, was eine Frau ist. Anstatt Unklarheiten zu schaffen, müsse das Gesetz eindeutig und kohärent ausgelegt werden können, was laut dem höchsten Gericht nur mit der biologischen Definition von Geschlecht möglich sei.
Dieses Urteil entfaltet Rechtswirkungen für ganz Grossbritannien und dürfte weitreichende Folgen haben. So gibt es Spitälern, Gefängnissen und Frauenhäusern eine Grundlage, um spezielle Angebote oder Räume für Frauen zu schaffen und „Trans-Personen“ von diesen auszuschliessen.
Rückkehr zur objektiven Wirklichkeit
Diese beiden Entscheidungen in Ungarn und Grossbritannien lassen hoffen, dass die seit Jahren in Staat und Gesellschaft vorherrschende Gender- und Trans-Ideologie wieder zurückgedrängt wird. Es ist ein absoluter Trugschluss und führt in ein gefährliches Abseits, wenn der Mensch meint, er habe die Macht über die Wirklichkeit, sein Gefühl sei alles und er könne sich beliebig selbst entwerfen und neu definieren.
Unsere westliche Gesellschaft wird erst dann wieder zu ihrer einstigen Stärke zurückkehren, wenn es ihr gelingt, sich an der objektiven Wirklichkeit, an der Natur des Menschen auszurichten. Dann wird sie wieder Sicherheit, Orientierung und Halt finden, die sie für das eigene Fortbestehen zwingend braucht. Denn „eine Gesellschaft“, so der US-amerikanische Autor Ben Shapiro, „die keinen Wert auf Wahrheit legt, kann nicht überleben“.