Am Donnerstag um 18.08 Uhr brandete Jubel auf dem Petersplatz auf: Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg weisser Rauch auf. Die 133 wahlberechtigten Kardinäle haben den 69-jährigen Amerikaner Kardinal Robert Francis Prevost bereits im vierten Wahlgang zum Nachfolger des heiligen Petrus gewählt. Er hat den Namen Leo XIV. gewählt.
Knapp eine Stunde nachdem der weisse Rauch die Wahl des neuen Papstes angekündigt hatte, verkündete Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti auf der Benediktionsloggia: „Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam!“ (Ich verkünde euch eine grosse Freude: Wir haben einen Papst!)“
Der Geist weht, wo er will: Kardinal Robert F. Prevost, den nur wenige auf dem Radar hatten, ist zum neuen Papst gewählt worden. Damit erhalten die USA genau 150 Jahre nach ihrem ersten Kardinal ihren ersten Papst. Der 69-Jährige leitete seit 2023 das „Dikasterium für die Bischöfe“ und ist daher nicht nur mit der Kurie bestens vertraut, sondern kennt auch viele Bischöfe weltweit. Er gilt als gemässigte, ausgeglichene Persönlichkeit, die über ein solides Urteilsvermögen verfügt sowie über die Fähigkeit, zuzuhören. Seine Bildung und seine Laufbahn dokumentieren auf eindrückliche Weise: Mit Kardinal Robert Prevost hat eine weltweit präsente Glaubensgemeinschaft nicht nur ein neues Oberhaupt erhalten, sondern auch einen Mann mit einem weltweiten Horizont.
Chicago, Peru, Rom
Leo XIV. wurde als Robert Francis Prevost 1955 in Chicago in eine Familie italienischer, französischer und spanischer Herkunft hineingeboren. Er studierte zunächst Mathematik, bevor er 1977 den Augustinern beitrat und ein Theologiestudium begann. In Rom erwarb er sich an der von den Dominikanern geleiteten Universität „Angelicum“ den Doktortitel in Kirchenrecht.
Im Jahr 1985 trat Robert F. Prevost in die Augustinermission in Peru ein, wo er von 1985 bis 1986 Kanzler der Territorialprälatur Chulucanas war. Er wirkte einige Jahre in Chicago in der Berufungspastoral seines Ordens, bevor er nach Peru zurückkehrte, wo er das Seminar der Augustiner in Trujillo leitete und Kirchenrecht unterrichtete.
1999 kehrte Robert F. Prevost wieder nach Chicago zurück, wo er als Prior seiner Provinz tätig war, bis er 2001 zum Generalprior des weltweiten Augustinerordens gewählt wurde. Der Hauptsitz des Ordens ist in Rom, im „Augustinianum“. In dieser Zeit erwarb er sich einen Ruf als geschickte Führungskraft und Verwalter. Nach zwei Amtszeiten kehrte er kurzzeitig als Ausbildungsleiter des Ordens nach Chicago zurück, doch bereits im November 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Apostolischen Administrator der Diözese Chiclayo in Peru und ein Jahr später zum Diözesanbischof. Die peruanischen Bischöfe sind gespalten in einen linken Flügel, der der Befreiungstheologie nahesteht, und einen rechten Flügel, der dem Opus Dei nahesteht. Hier konnte Robert F. Prevost ausgleichend wirken.
Papst Franziskus lernte ihn in Peru kennen und berief ihn 2019 für fünf Jahre zum Mitglied der „Kongregation für den Klerus“ sowie im November 2020 zum Mitglied der „Kongregation für die Bischöfe“. Am 30. Januar 2023 erhob ihn Papst Franziskus zum Erzbischof und ernannte ihn zum Präfekten des „Dikasteriums für die Bischöfe“ sowie zum Präsidenten der „Päpstlichen Kommission für Lateinamerika“ Im Konsistorium vom 30. November 2023 nahm ihn Papst Franziskus ins Kardinalskollegium auf. Am 11. Februar 2025 wurden Prevost vom Grossmeister des Malteserordens Fra’ John Dunlop die Insignien des Ehren- und Devotions-Grosskreuz-Bailli des Ordens verliehen.
Grosser Erfahrungsschatz
Die Erhebung zum Kardinal war ein grosser Vertrauensbeweis von Papst Franziskus – denn Robert F. Prevost und er waren durchaus nicht immer einer Meinung.
Durch seine Tätigkeiten als Missionar in Peru, in der Ausbildung und in der Kurie bringt er viele Erfahrungen mit. Wie „The Catholic Herald“ schrieb, weiss Leo XIV., was es braucht, „um das Feuer des Glaubens am Brennen zu halten. Seine globale Erfahrung wäre ein Gewinn für die Herausforderungen der Staatskunst, und seine von Natur aus zurückhaltende und gleichmütige Persönlichkeit könnte sich gut für die Kunst der Diplomatie eignen.“
In vielen Punkten hat sich Leo XIV. bisher nicht in die Karten blicken lassen. Sein erster Auftritt auf der Benediktionsloggia im traditionellen, an Papst Johannes Paul II. erinnernden Habitus mit roter Mozetta, symbolreicher Stola und Brustkreuz lässt allerdings darauf schliessen, dass er sich nicht nur in Stilfragen von seinem Vorgänger unterscheiden wird. In Bezug auf Vorwürfe wegen angeblich nicht korrektem Umgang in Missbrauchsfällen haben mehrere Parteien Robert F. Prevosts Verhalten verteidigt.
Programmatischer Name des neuen Papstes
Der Name des neuen Pontifex – Leo XIV. – ist vielversprechend. Marco Fausto Gallina hatte vor kurzem in einem Beitrag auf „Corrigenda“ erklärt, dass Leo gar der ideale Name des nächsten Papstes sei: „Der direkte Vorgänger, Leo XIII., spielte exakt jene Rolle, die derzeit ausgefüllt werden muss: Ein Papst zwischen zwei Jahrhunderten, der eine katholische Antwort auf die drängenden Fragen der Zeit gefunden hat. Leo XIII. war ein Papst der Bücher, Enzykliken und Bibliotheken. Er öffnete das Fenster zur Scholastik nicht, um zurückzublicken, sondern um Licht in die Fragen der Moderne zu bringen.“
„Der Friede sei mit euch allen“, so begrüsste Leo XIV. die jubelnden Menschen auf dem Petersplatz und zeigte so nicht nur mit seiner Kleidung, dass er sich von Papst Franziskus unterscheiden wird. Immer wieder kam er auf den Frieden zu sprechen: „Ich hoffe, dass dieser Friedensgruss alle Völker und alle Menschen erreicht.“ Und er betonte, dass das Böse nicht gewinnen wird. Er erklärte, dass er eine synodale Kirche wünscht, die allen nahe ist, die leiden. Die Kirche sei aufgerufen, Brücken zu bauen und den Dialog zu suchen. „Wir wollen gemeinsam als Missionare unterwegs sein.“
Unter den ersten Gratulanten war der amerikanische Präsident Donald Trump. „Was für eine Überraschung und was für eine große Ehre für unser Land“, schrieb Trump auf seinem Social Media-Kanal Truth Social. Und er freue sich auf ein Treffen mit dem neuen Papst.
In der Schweiz hat bereits Alain de Raemy, Apostolischer Administrator von Lugano reagiert. „Mit grosser Freude habe ich von der Wahl des neuen Heiligen Vaters Leo XIV. erfahren. Mit grosser Dankbarkeit schliessen wir uns im Gebet für ihn und für sein neues Amt an der Spitze und im Dienst der Kirche zusammen. Möge der Herr seine Schritte mit Weisheit und Liebe begleiten und den Glauben und die Einheit unter uns allen inspirieren!“
Auch die Schweizer Bischofskonferenz hat eine kurze Meldung aufgeschaltet: „Die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz freuen sich über die Wahl von Robert Francis Prevost, der als Papst den Namen Leo XIV. gewählt hat und beten für sein Amt. Der Papst wird die einzigartige und schwierige Aufgabe fortsetzen müssen, den in weltweit unterschiedlichsten Realitäten lebenden Katholiken und Katholikinnen vorzustehen. Im Geiste der Synodalität muss er beim Aufbau unserer Kirche auf alle Gläubigen zählen können. Die Schweizer Bischöfe versichern ihm ihr Gebet und laden alle Gläubigen ein, dies ebenfalls zu tun.“
Quelle: swiss-cath.ch