Es gibt sie in jeder Familie, diese Momente wo wir als Eltern den Eindruck haben, gegen eine Wand zu reden. Nichts scheint zu wirken, weder freundliche Aufforderungen noch die mit immer mehr Dezibel vorgebrachten Anweisungen. Bedeutet Erziehen tatsächlich „1000 Mal das Gleiche zu sagen“, wie es im Volksmund heisst, oder gäbe es bessere Methoden, damit unsere Kinder ihre Pflichten erledigen und sich an vereinbarte Regeln halten?

Von Regula Lehmann

Was kann ich tun, damit mein Kind mich ernst nimmt, ohne dass ich dafür wüste Drohungen ausstossen oder mit ausgefeilten Tricks um Gehör „betteln“ muss? Wenn Kinder Anzeichen von „Elterntaubheit“ zeigen, ist dies häufig ein Zeichen dafür, dass wir zu viel reden und zu wenig handeln. Dass wir uns auf Diskussionen einlassen, obwohl längst alles gesagt ist. Dass wir uns – zumindest ein Stück weit – an das Genörgel gewöhnt haben, das den Familienfrieden so sehr vergiftet. Dass wir dem Kind hinterherrennen, statt ihm vorauszugehen. Ruhig und entschlossen, ohne uns ständig zu vergewissern, dass das Kind uns tatsächlich folgt.

Es geht letztlich darum, dass wir dem Kind mitteilen, was wir von ihm erwarten. Ohne uns durch Betteln oder Drohen in eine ungesunde Abhängigkeit vom Kind zu begeben. Unsere Autorität hängt nicht an der Frage, ob das Kind gehorcht oder nicht. Wir haben vom Schöpfer den Auftrag, unsere Kinder zu führen, weil Kinder ohne diesen Schutz, ohne unser Vorausgehen nicht Kinder sein können.

Wir fordern etwas vom Kind, weil dies seiner gesunden Entwicklung dient. Aber: Wir „brauchen“ es nicht, dass das Kind uns gehorcht. Wir machen uns nicht vom Gehorsam des Kindes abhängig, sondern geben bekannt, wie die Spielregeln lauten, die unser Zusammenleben regeln. Dass man Spielregeln ignorieren kann, versteht sich von selber. Dass dies Konsequenzen hat, auch.

Statt endlose Diskussionen über das Zimmer aufräumen zu führen, geben wir bekannt, was wir als Eltern tun werden. Zum Beispiel, dass alle, die ihre Bude bis Samstag um zwölf Uhr aufgeräumt und gestaubsaugt haben, von uns dann ihr Taschengeld ausbezahlt bekommen.

Wir schöpfen selbstverständlich allen Dessert, die ohne Gestänkere gegessen haben und bringen Kinder, die mit ihrem Geheule oder Gekeife den anderen regelmässig das Essen vermiesen, vor der gemeinsamen Mahlzeit zu Bett oder ins Zimmer. Werden Fahrräder im Dreck liegengelassen, sammeln wir sie ein und schliessen sie für 1, 2 Tage mit einem Schloss, für das nur wir den Schlüssel haben, ab. Ohne ein Wort darüber zu verlieren. Ohne Geschimpfe und Vorwürfe. Ohne „immer machst du“ und „nie tust du“.

Wir teilen mit, was wir als Eltern tun werden und geben dem Kind die Möglichkeit, gute Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen seines Verhaltens abschätzen und aushalten zu lernen. Handeln statt Reden ? – Ausprobieren herzlich empfohlen!