In einem Communiqué hat der Churer Bischof Vitus Huonder Themenschwerpunkte für die Bistumsleitung in den kommenden zwei Jahren angekündigt. Einen der Schwerpunkte setzt Huonder bei der kritischen Auseinandersetzung mit der Gender-Ideologie. Dass Huonder die Gefahr von Gender nicht überschätzt, zeigen immer wieder Reaktionen aus dem Umfeld der Gender Studies bzw. des Radikalfeminismus.

Zum seelsorgerlichen Umgang mit der Gender-Ideologie heisst es im Communiqué: „Der Bischof möchte von den kantonalen Seelsorgeräten Vorschläge auf der Basis der Aussagen von Papst Franziskus. Dieser hat in seinem Schreiben ‘Amoris laetitia’ (Nr. 56) Gender als ‘Ideologie’ bezeichnet und erklärt: ‘Gender leugnet den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau. Gender (…) höhlt die anthropologische Grundlage der Familie aus, fördert Erziehungspläne und eine Ausrichtung der Gesetzgebung, die eine persönliche Identität und affektive Intimität fördern, die von der biologischen Verschiedenheit zwischen Mann und Frau radikal abgekoppelt sind’. In einer Ansprache an die polnischen Bischöfe im Jahr 2016 hat Papst Franziskus Gender ferner als ‘ideologischen Kolonialismus’ bezeichnet. In Georgien bezeichnete der Papst 2016 die Gender-Theorien als ‘grossen Feind der Ehe’ und sagte: ‘Es gibt heute einen weltweiten Krieg, um die Ehe zu zerstören. Heute gibt es ideologische Kolonialismen, die zerstörerisch sind: Man zerstört nicht mit Waffen, sondern mit Ideen. Darum muss man sich gegen die ideologischen Kolonialismen verteidigen’. Der Bischof von Chur wendet sich damit zusammen mit dem Papst gegen eine zum Teil auch von Kirchenvertretern betriebene Verharmlosung dieser mit dem christlichen Menschenbild im Widerspruch stehenden Ideologie.“

„Der Bischof hat Recht“

Dass Bischof Huonder mit seiner kritischen Einschätzung von Gender keineswegs übertreibt, zeigt beispielsweise eine Reaktion der Basler Politaktivistin und Gender-Forscherin Franziska Schutzbach auf Huonders Hirtenwort „Die tiefe Unwarheit einer Theorie“ vom 10. Dezember 2013. Bei einem Vortrag in Zürich sagte Schutzbach im Herbst 2015: „Zu Beginn seiner Implementierung in internationalen Agenden wurde der Gender-Begriff vor allem von katholischer Seite kritisiert. Der Vatikan kritisierte, der Begriff würde nicht mehr Frauen und Männer im Blick haben, sondern eine Infragestellung von Zweigeschlechtlichkeit insgesamt. Dies führe zu einer Pluralisierung der Geschlechter und der sexuellen Orientierungen. So wird bis heute argumentiert, zum Beispiel der Churer Bischof Huonder (…). Man muss an dieser Stelle sagen, dass der Bischof Recht hat. Mit ‚Gender’ wurde Geschlecht als feststehende oder a-historische Kategorie hinterfragbar und logischerweise leitet sich daraus eine Vervielfältigung ab. Wenn es nicht die eine richtige Norm gibt, dann sind Geschlecht, Sexualität bzw. Geschlechterverhältnisse etwas, das verhandelbar ist.“ Richtig sei auch, dass diese Erkenntnis die bisherige Gesellschaftsordnung grundlegend infrage stelle. „ChristfundamentalistInnen“ schätzten die Situation genau richtig ein.

Anfeindungen

Am 25. März 2017 war Bischof Huonders glasklare Einschätzung der Gender-Ideologie wiederum Thema in feministisch-genderistischen Kreisen. Diesmal bei der Jahrestagung der NGO-Kordination Post Beijing in Bern. Die verbalen Entgleisungen gegen den Churer Bischof, deren Zeuge ein Reporter von Zukunft CH dort wurde, zeigen: Huonder ist der einzige Deutschschweizer Diözesanbischof, der das familien- und gesellschaftszerstörende Potential der Gender-Ideologie mit der nötigen Deutlichkeit benennt.