Der Psychologe Martin Grunwald weist mit seinem neuen Buch „Homo Hapticus – Warum wir ohne Tastsinn nicht leben können“ die umfassende Bedeutung des menschlichen Tastsinns nach. Für den weltweit bekannten Haptikforscher ist der Tastsinn eine Art biologische Ursprache, die unser Leben vom Anfang bis zum Ende begleitet und dies in nahezu jeder Situation – von der vorgeburtlichen Entwicklung bis zum Kauf eines Autos. Die im Buch präsentierten Befunde sind beeindruckend. Bereits bei einem 14 Wochen alten Fötus zeigen Studien, dass die Häufigkeit, mit der sich das ungeborene Kind im Gesicht berührt, bei erhöhtem mütterlichen Stress zunimmt. Ferner nimmt man an, dass durch diese Selbststimulationen der Körper des Kindes Substanzen wie Oxytocin ausschüttet, die seinen neurochemischen Zustand verändern. Daraus schliessen Forscher, dass das Kind durch die Gesichtsberührungen versucht, seine emotionale Balance wiederherzustellen, die durch den mütterlichen Stress aus dem Gleichgewicht geraten ist. Grunwald zeigt auch, weshalb ein Autodesign auf dem Markt keinen Erfolg haben kann, wenn es neben der Optik nicht auch die Bedürfnisse des Tastsinns berücksichtigt. Lassen sich Teile wie Lenkrad oder Sitz individuell einstellen, optimieren sie den Handhabungskomfort eines Autos. Deshalb führt eine Berücksichtigung solcher Aspekte zu höherer Kaufbereitschaft und Kundenzufriedenheit, so Grunwald.