Diesen Grossanlass vergisst keiner so schnell: 25‘000 vorwiegend evangelisch-freikirchliche Christen feierten im Stade de Suisse in Bern auf vielseitige Weise denjenigen, „dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben“ ist. Der diesjährige Christustag stand unter dem Motto „Dominus providebit“, d.h. „der Herr wird versorgen“ und bot bei grossem Wetterglück ein initiatives Fest für Gross und Klein.
Es war bereits der 7. Christustag, zu dem der Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinden, die Schweizerischen Evangelische Allianz, Le Réseau Evangélique und der Schweizerische Evangelische Kirchenbund am vergangenen Sonntag, 13. Juni, geladen hatten. Für die meisten Teilnehmer war der Anlass mit frühem Aufstehen verbunden, da die zahlreichen Extrazüge ins ohnehin schon dicht ausgelastete SBB-Netz gezwängt und daher auf die ganze erste Morgenhälfte gelegt werden mussten. Mit einem Paukenschlag um 9.30 Uhr und einer Ansprache vom Christustag-Präsidenten René Winkler wurde das riesige Glaubensfest eröffnet: „Dominus providebit! Diese Zusicherung können wir am Rand unseres Fünflibers jedesmal neu erfahren. Trachtet zuerst nach Gottes Reich und nach seiner Gerechtigkeit, so wird er euch alles geben, was ihr nötig habt!“ zitierte der Aargauer den Bibelvers aus Matthäus 6,33.

Dem „Bundeshausbeter“ Jean-Claude Chabloz war es gleich zu Beginn wichtig, dass die Besucher den roten Faden im Programm erkennen können. Das Tagesprogramm war dreigeteilt und ans Motto angelehnt. Am Morgen fanden unter dem ersten Begriff „Dominus“ diverse Lobpreiseinheiten, Bibellesungen, Gebete und Predigten statt. Einen Höhepunkt bildete der zweite Teil „providebit“, während dem mehrere Zeugnisse von Gotteserlebnissen gegeben wurden. Das eindrücklichste gab Moderator Philipp Nanz gleich selbst: „Ich bin befreundet mit einem Unternehmer, der sich den Spruch „Dominus providebit“ statt „Dominus profitibit!“ von Anfang an zum Leitsatz seiner Firmenkultur gemacht hat. Dieser Freund hat auch als Ökonom immer Gott und seinem Wort vertraut. Dem Unternehmen war bald ein grosser wirtschaftlicher Erfolg beschieden. In seiner Branche gehört es heute zu den weltweit Führenden.“ Der Engadiner Gemeindeleiter Sacha Ernst erzählte sehr emotional, wie sehr Gott auch die Muslime liebt: „Ich bin regelmässig in einem extrem-islamischen Land, welches einen bekannten, sehr umstrittenen Präsidenten hat. Ich erlebe dort, wie jede Nacht Muslime von Jesus persönlich geweckt werden, Seine Wahrheit erkennen und sich nachher heimlich bekehren!“ Der dritte Teil am Nachmittag stand unter der Aufforderung „Do it!“. Diese zwei englischen Wörtchen lassen sich aus den Anfangsbuchstaben von „Dominus“ und den Endbuchstaben von „providebit“ zusammensetzen. Dabei wurde an engagierte Persönlichkeiten wie Henri Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes, erinnert und gleichzeitig an die Anwesenden appelliert, die Mitmenschen so anzunehmen und zu lieben, wie sie sind. „Wahres Christsein bedeutet: Teile des anderen Schmerz!“ brachte es der Zürcher Pfarrer Markus Giger auf den Punkt.

Das Programm des Tages war sehr abwechslungs- und ideenreich gestaltet. Kurze Konzerte wechselten sich ab mit Gebeten, Predigten und Lobpreisgesängen, dazwischen waren immer wieder Bibellesungen zu hören. Impulse und Darbietungen aus allen Landesteilen umrahmten einen Ballonaustausch mit angehängten Segenswünschen und eine Fünfliberkollekte, bei der nicht weniger als knapp 300‘000 Franken zusammenkamen. Sehr originell war auch die Bildung einer Schweizer Flagge mittels Emporstrecken von roten und weissen Papieren durch die Menschenmenge auf dem Fussballfeld. Von einem Helikopter aufgenommen, verwandelte die Menge die Flagge auf Kommando in ein Christuskreuz. Im Namen der 25‘000 Teilnehmer wurde zudem eine Deklaration an Bundesrat und Parlament verlesen. Der Christustag endete mit der Freilassung von 30 Tauben, welche symbolisch Vorbild sein sollen, den Heiligen Geist ins Land hinauszutragen.

Was 1980 im Berner Eisstadion „Allmend“ mit damals schon 16‘000 Besuchern seinen Anfang nahm, sollte sich je länger je mehr zum nationalen Event für alle Altersgruppen entwickeln. An dem in loser Folge stattfindenden Anlass haben schon Bundesräte teilgenommen, wurden schon Weltrekorde aufgestellt und konnten bei der diesjährigen Ausgabe auch Vertreter anderer christlicher Konfessionen mitwirken. „Es ist ein grossartiger Schritt, dass der Christustag heute auch Katholiken und Orthodoxe willkommen heisst“, meinte etwa der zeugnisgebende Diakon Urban Camenzind.

R.W.