Das neue Schuljahr in Zypern beginnt und die Schulen im türkischen Teil der Insel kämpfen nun gegen Islamisierungsaktionen. Der lange Arm Erdogans ist gefährlich spürbar.

Von Heinz Gstrein

Zu Beginn des neuen Schuljahrs 2017/18 protestiert der Lehrerverband von Türkisch-Zypern (Kibris Türk Ögretmenler Sendikasi – KTOS) gegen eine durch Präsident Tayyip Recep Erdogan betriebene Islamisierung zu Lasten des traditionell säkularen Bildungswesens im seit 1974 von der Türkei besetzten Nordteil der Insel. Die Führung von Ankara gebe in ihrem seit 2004 zumindest grundsätzlich mit ganz Zypern zur EU gehörenden Protektorat auf der Mittelmeerinsel heute unmissverständlich einem islamischen Schulwesen den Vorzug. Das betreffe auch die gesamte Bildungs- und Kulturpolitik der von Erdogan ferngesteuerten „Türkischen Republik Zypern“ mit Sitz in „Lefkose“. Das ist offiziell „Hauptstadt-Name“ der von Truppen der Türkei besetzten und wie einst in Berlin mit einer „Mauer“ abgetrennten Viertel von Nikosia.

Heute stehen in Zyperns türkischer „Zone“ 212 grösstenteils neu gebaute oder aus Kirchen umgewandelte Moscheen nur mehr 162 öffentliche Schulen gegenüber. Zwei weitere von ihnen müssen mit diesem Schuljahr schliessen. Es sei an der Zeit, „den weltlichen Charakter der zyperntürkischen Volksgruppe und ihre laizistischen Institutionen zu verteidigen“, heisst es in einer Erklärung des KTOS, die auch in Istanbuler Medien veröffentlicht wurde. Das umso mehr, als im zyperntürkischen „Staatshaushalt“ 2018 mehr Mittel für die Einrichtung von Koranschulen und die Heranziehung ihres Personals aus der Türkei als für das gesamte öffentliche Schulwesen veranschlagt sind …