Das russische Gesundheitsministerium hat landesweit die Aktion „Schenk mir Leben“ lanciert. In mehreren Regionen des Landes verhängten die örtlichen Behörden einen vorübergehenden Abtreibungsstopp. In vielen Spitälern werden keine Tötungen ungeborener Kinder mehr durchgeführt. Wie das Online-Magazin katholisches.info am 10. August 2018 berichtete, testet die russische Regierung offenbar eine landesweite Aussetzung der Abtreibungspraxis (Moratorium), um dem „demographischen Winter“ entgegenzuwirken.

1920 war das kommunistische Russland das erste Land der Welt, das die Tötung ungeborener Kinder legalisierte. In den 50er-Jahren, als Abtreibung noch in keinem westlichen Land erlaubt war, wurde in der Sowjetunion jedes Jahr bis zu sieben Millionen Kindern das Leben verwehrt. Noch 2001 trieb man 61 Prozent der gezeugten Kinder ab.

Seit Regierungsübernahme im Jahr 2000 ist es Präsident Wladimir Putin gelungen, die Geburtenrate von 1,17 Kinder je Frau auf 1,75 Kinder (2015) zu erhöhen und gleichzeitig die Zahl der Abtreibungen auf weniger als ein Drittel der gezeugten Kinder zu reduzieren. Seit 2011 müssen abtreibungsentschlossene Frauen zwei bis sieben sogenannte „Schweigetage“ einhalten, die ihnen die Möglichkeit geben sollen, ihren Schritt gründlich zu überdenken. Doch eine derart „tief verwurzelte Kultur des Todes“ lässt sich, wie katholisches.info kommentiert, „nicht so leicht verändern“: „Fünf Generationen von Frauen konnten ihre ungeborenen Kinder legal töten lassen. Fünf Generationen von Männern konnten die Frauen in diese Richtung beeinflussen.“ Da zum Erhalt einer Bevölkerung 2,1 Kinder pro Frau notwendig sind, denkt die russische Regierung mittlerweile über ein landesweites Abtreibungsmoratorium nach.

Bei der von Swetlana Medwedew, der Ehefrau des russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew, geleiteten Stiftung, die zusammen mit dem russischen Bundesgesundheitsministerium für die Aktion „Schenk mir Leben“ verantwortlich ist, heisst es: „Wir führen eine Kampagne zur Bekämpfung von Abtreibungen durch, haben sie aber nicht verboten“. Die Abtreibungsmoratorien verschiedener Republiken und Regionen seien eigenständige Initiativen der örtlichen Behörden. Laut katholisches.info ist es naheliegend, dass die Regierung Reaktionen und Ergebnisse testet, um eventuell ein russlandweites Abtreibungsmoratorium in Kraft zu setzen.

Immerhin ist Russland, welches die Abtreibungskultur als eine der Hauptursachen des demographischen Niedergangs erkannt hat, auf dem richtigen Weg. In den westlichen Ländern, in denen ebenfalls das Aussterben ganzer Völker droht (die aktuelle Geburtenziffer der in der Schweiz lebenden Frauen liegt bei 1,52 Kindern), ist dieser Zusammenhang weiterhin ein Tabu-Thema.