Sommerzeit ist Ferienzeit. Und auch wenn Familienferien vor allem für Mütter und Väter von jüngeren Kindern nicht unbedingt entspannend sind, lohnt sich der Aufwand unbedingt. Allein die Vorfreude ist die Mühe wert.

Von Regula Lehmann

Gemeinsam Pläne schmieden, Kleinigkeiten für Reise oder Strand besorgen, Karte studieren und Wanderwege suchen macht Spass und fördert das Miteinander. Früh aufstehen und in den erwachenden Morgen „hineinfahren“, riesige Sandburgen pflastern, im Ferien-Dorfladen frisches Brot und Alpkäse holen, die Füsse im eiskalten Bergbach kühlen und mit Blick auf den Gletscher Heidelbeeren pflücken, bei dichtem Schneegestöber eng aneinandergekuschelt Ronja Räubertochter vorlesen und sich vorstellen, wie sich die Räuber draussen im kalten Schnee waschen müssen… all dies gehört zu meinen kostbaren Erinnerungen an mehr als 25 Jahre Familienferien.

Warum wir uns das „antun“

Und natürlich kommen auch weniger angenehme Erinnerungen dazu: Drei Mal Windpocken in den Skiferien, Kinder, die im ungünstigsten Moment eine frische Windel brauchen oder mal eben aufs Klo müssen, vollgekotzte Autositze, in brütender Hitze im Stau stehen, Reklamationen seitens des Ehemanns, wenn nicht alles schön korrekt in Taschen und Koffern verstaut ist. Ehezwist wegen der Routenplanung, Reibereien, weil es im Ferienhaus so eng ist und man einander nicht ausweichen kann.

Weshalb „tun“ wir uns das jedes Jahr von Neuem „an“? Wir erleben, dass Reibung Wärme erzeugt und gemeinsam überstandene Abenteuer uns zusammenschweissen. Oft wird gerade über die schwierigen Momente hinterher am meisten gesprochen und ausgiebig über Situationskomik gelacht.

Sich neu entdecken

Manche Erinnerungen bleiben während Jahrzehnten lebendig. Und weil wir sie miteinander gemacht haben, werden sie zu unserer ganz persönlichen Familiengeschichte. Wenn wir gemeinsam wegfahren, gibt es keine Alltagspflichten oder Ablenkungen, keine Freunde, die an der Wohnungstür klingeln und Kinder aus dem Familienkreis herausreissen. Die Kids müssen miteinander klarkommen, können nicht auf Aussenstehende ausweichen. Und entdecken sich gerade dadurch manchmal ganz neu.

Ferien müssen nicht teuer oder exklusiv sein. Es geht eben genau nicht darum, dass Kinder mit 16 schon alles gesehen und erlebt haben. Wofür sollten sie dann noch erwachsen werden wollen? Was wir den Kindern zu bieten haben, ist Gemeinschaft, Familie, Miteinander. Zeit zum Vorlesen und Spielen, ungeplant tiefe Gespräche während des Wanderns, gemeinsames Staunen über die Schönheit der Schöpfung. Gemeinsam kochen, in Zweierteams für einen Tag das Kochen übernehmen. Unter freiem Himmel übernachten und Sternschnuppen zählen.

Familienferien – nicht immer erholsam, aber familienfördernd!