Hätten Sie gewusst, dass der sogenannte Kyros-Zylinder aus dem Jahre 538 v. Chr. von der UNO 1971 als „erste Menschenrechtscharta“ der Geschichte anerkannt worden ist? Es handelt sich dabei um einen Erlass des altpersischen Königs Kyros II., der in Keilschrift auf einem Tonzylinder abgefasst ist und 1879 von Archäologen entdeckt wurde. Als Kyros Babylon eingenommen hatte, verfügte er, wie es auf dem Zylinder heisst, die Befreiung der Sklaven, gewährte Religionsfreiheit und stellte Rassengleichheit her. Diese Bestimmungen entsprechen den ersten Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. Vom Erlass des Kyros hat auch das alttestamentliche Volk Israel profitiert, das damals aus dem babylonischen Exil in seine Heimat zurückkehren durfte. Noch ältere Vorläufer moderner Menschenrechtskataloge finden sich – trotz umstrittener Datierung unter den Theologen – allerdings bereits in der Bibel. Nach dem Augsburger Philosophen Ludwig Neidhart können „aus den alttestamentlichen zehn Geboten konkrete Grundrechte abgeleitet werden“: z.B. aus dem Gebot „Du sollst nicht töten!“ die körperliche Unversehrtheit und aus dem Gebot „Du sollst nicht stehlen!“ das Recht auf persönliches Eigentum.