Wer kennt sie nicht, die immer gleichen Streitereien, Konflikte und Auseinandersetzungen. Als bedeutend hilfreicher als ständiges Schimpfen und Ermahnen hat sich in vielen Familien der sogenannte „Familienrat“ erwiesen.

Von Regula Lehmann

Eltern und Kinder (ab ca. 5 Jahren) treffen sich einmal pro Woche in einer gemütlichen Runde, um miteinander zu besprechen, wie sie ihr Familienleben gestalten wollen. Hier kann und soll nicht nur Schwieriges, sondern auch Schönes angesprochen und miteinander geteilt werden. „Was hat euch letzte Woche besonders gefreut?“, „Was ist uns besonders gut gelungen?“ oder „Wo konntest du etwas umsetzen?“ sind mögliche Fragen, die helfen, sich an Gutem zu freuen. Neue Projekte planen oder Wünsche äussern gehört genauso zum Familienrat wie das Ansprechen mühsamer Situationen und Verhaltensweisen.

Der Reihe nach darf sich jeder äussern, ohne dabei unterbrochen zu werden und ohne dass Aussagen kommentiert werden. „Was findest du mühsam“, „Wo wünschst du dir Veränderung“ oder „Was könntest du tun?“ oder „Wo ist der Knopf im Seil?“ sind Fragen, die bereits auf eine Lösung hinzielen und die Eigenverantwortung stärken. Wenn Kinder mitreden können, welche Regeln gelten sollen und welche Konsequenzen das Nichteinhalten nach sich zieht, sind sie häufig kooperativer als wenn sie dazu gar nie gefragt werden. Jeder Einzelne ist fürs Familienklima mitverantwortlich und Kinder sollen lernen, wie man Konflikte und Probleme konstruktiv angeht, statt sie aus Angst vor Disharmonie zu umgehen. Reibung erzeugt Wärme und dass wir uns auseinandersetzen ist Ausdruck davon, dass wir gemeinsam unterwegs sein wollen.

Vater oder Mutter leiten das Gespräch und achten darauf, dass alle gehört werden. Sie sind die Hauptverantwortlichen und die „Spielleiter“ der Familie. Es geht bei meiner Version des Familienrates nicht darum, Kinder als „gleichgestellt“ zu behandeln. Das wäre erstens eine Überforderung und zweitens ein falsches Signal. Kinder sind gleichwertig, aber nicht gleich gestellt oder gleich verantwortlich wie wir Eltern. Sie dürfen und sollen noch Kinder sein.

Abgeschlossen wird der Familienrat mit einem feinen Dessert, einem Spiel, mit Vorlesen oder etwas anderem, was verbindend wirkt. Auch wenn die Wogen zwischendurch vielleicht hoch gegangen sind, lassen wir uns die Freude am Familie-Sein nicht verderben und wir wollen uns ja bereits jetzt schon wieder auf den nächsten Familienrat freuen können!