Verbindliche Partnerschaften, insbesondere die Ehe, haben viele Vorteile. Die Partner leben einen gesünderen Lebensstil und rauchen insbesondere weniger, sie haben ein geringeres Risiko für akute und chronische Krankheiten, und ihre Mortalitätsrate ist deutlich kleiner. Bei glücklichen Paaren sind diese Effekte noch wesentlich stärker ausgeprägt. Eine Störung wie der plötzliche Einbruch einer tödlichen Krankheit fordert eine Partnerschaft allerdings massiv heraus. Das We-Disease-Konzept, das Professor Guy Bodenmann bei einer Tagung des Psychologischen Instituts der Universität Zürich am 26. August 2016 vorstellte, will beide Partner so in die Bewältigung mit einbeziehen, dass die Partnerschaft darunter nicht leidet.

Massive Belastung

Dieses setzt voraus, dass einer der Partner in eine psychische und/oder medizinische Krisensituation gerät. In der Regel hat das massive Auswirkungen auf die Befindlichkeit des andern Partners. Probleme entstehen vor allem dort, wo der Partner stark mitleidet und sich massiv in die Unterstützung investiert. „Ein  Zuviel an Unterstützung ist Prädikator für längerfristig niedrigere Partnerschaftsqualität“, sagt Bodenmann. Wenn ein Partner den andern nur einseitig unterstützt, ist sein eigenes Sterberisiko gar höher. Diese Einsicht resultiert aus Forschungen zur Lebensqualität pflegender Angehöriger. So zeigen zum Beispiel 35% der Partner von Krebskranken starke Ängste, 30% depressive Symptome und 69% leiden unter negativen Auswirkungen auf ihre Arbeitsfähigkeit. Viele Menschen leiden auch körperlich mit, wenn es dem Partner schlecht geht.

Die dyadische Balance finden

Laut Bodenmann brauchen diese Menschen medizinische und psychosoziale Betreuung, aber das reiche nicht aus. Zwar sei die soziale Unterstützung wichtig, aber nicht ausreichend. Die Unterstützung durch den Partner sei oft hoch ambivalent und könne die Krise verstärken. Entscheidend sei die Frage, wie sich beide im Sinne des Dyadischen Copings gegenseitig unterstützen können. Denn die gemeinsame Bewältigung der Krise eines Partner sei besser, als wenn der Eine nur der Gebende und der Andere nur der Unterstützende sei. Bodenmann spricht von einer „Dyadischen Balance“. Zwar leiden beide Partner unter der Krankheit des einen, aber beide haben einander auch etwas zu geben, und diese Ressource muss aktiviert werden. Es gelte deshalb, immer beide Partner in die Therapie einzubeziehen, betonte Bodenmann an einer Tagung des Psychologischen Instituts der Universität Zürich am 26. August.

Quelle: SFF