Eine Tat im Herzen der deutschen Bundeshauptstadt an einem geschichtsträchtigen Ort: Zwölf Menschen starben am vergangenen Montagabend, den 19. Dezember 2016, als ein LKW gegen 20 Uhr auf einem Berliner Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge raste – in unmittelbarer Nähe der berühmten Gedächtniskirche. 48 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte gegenüber den Medien bereits, dass man von einem Anschlag ausgehen müsse. Und auch Kanzlerin Merkel teilt diesen Verdacht.

Am Montagabend meldete die Polizei zunächst neun Tote und 50 Verletzten. Im Laufe der folgenden Nacht stieg die Zahl der Todesopfer bereits auf zwölf. 48 Personen liegen zum Teil schwer verletzt in Spitälern, wie die Polizei am Morgen über Twitter mitteilte. Auch die Berliner Polizei geht davon aus, dass der Lkw vorsätzlich in die Menschenmenge gesteuert wurde. Auf Twitter gab die Behörde bekannt, dass die polizeilichen Massnahmen zu dem „vermutlich terroristischen Anschlag am Breitscheidplatz“ auf Hochdruck laufen würden. Bereits knapp 40 Minuten nach der Tat meldete die Polizei den Tod des Beifahrers und die Verhaftung des mutmasslichen Fahrers.

Das Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen soll nach Berichten des polnischen Fernsehens einem Fuhrunternehmen aus Stettin gehört haben. Vermutlich wurde der Lastwagen entwendet. Der verstorbene Beifahrer war Pole, wie die Polizei bereits bekanntgab. Er sass jedoch nicht am Steuer und scheint mit der Tat nichts zu tun zu haben. Der Mann wurde erschossen im LKW aufgefunden. Zum dem festgenommenen Pakistaner, der sich seit knapp einem Jahr als Asylbewerber in Deutschland aufhält, gibt es verschiedene Medienberichte, wonach er der Polizei bereits wegen krimineller Delikte bekannt gewesen sei. Die Polizei hat den Mann doch inzwischen wieder auf freigelassen, da ihm keine Mitschuld an dem Attentat nachgewiesen werden konnten. Derzeit leitet die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen.

Noch am Abend hatte die Polizei gebeten, kein Bildmaterial über Soziale Medien zu verbreiten oder es per Twitter an die Behörden zu senden. Mittlerweile wurde ein Portal freigeschalten, über das nun Augenzeugen des möglichen Anschlags in Berlin Fotos und Videos hochladen können. Auf Handy-Fotos und -Videos könnten Hinweise zu sehen sein, die den Ermittlern bei ihrer Arbeit helfen.

Generalbundesanwalt Peter Frank drückte auf der Pressekonferenz am 20. Dezember um 14:30 Uhr sein Mitgefühl aus und dankte den zahlreichen Helfern der vergangenen Nacht. Die Art der Tat erinnere an Nizza und man müsse von einem Terroranschlag ausgehen, so Frank. Aktuell würden der Sattelschlepper untersucht und Videos ausgewertet. Auch die Anzahl der Täter sei noch ungewiss: „Wir wissen derzeit nicht abschliessend um einen oder mehrere Täter handelt.“

Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes, gab auch eine Gefährdungseinschätzung für Deutschland ab und erklärte, „dass wir in Deutschland eine ernst zu nehmende Bedrohungslage haben“, die schon vor dem Anschlag so gegeben war. Diese Einschätzung habe sich nach diesem Ereignis bestätigt. Wie in Deutschland wurden auch in verschiedenen Schweizer Städten inzwischen die Sicherheitsmassnahmen auf den Weihnachtsmärkten erhöht, so z.B. in Basel.

Die New York Times kommentiert das Attentat mit den Worten: “Mit jedem neuen Anschlag, ob auf einen Weihnachtsmarkt oder eine Moschee, wird die Herausforderung für Europa schwieriger, Toleranz, Inklusion, Gleichheit und Vernunft zu verteidigen.”


Aktualisierung vom 21. Dezember, 8.00 Uhr:

Mittlerweile hat sich der IS zu dem Anschlag bekannt, jedoch ist noch nicht geklärt, ob das Bekennerschreiben der Wahrheit entspricht.

Aktualisierung vom 22. Dezember 8.00 Uhr
Inzwischen wird der Tunesier Anis Amri im Zusammenhang mit dem Attentat gesucht, der nach Berichten italienischer Medien bereits in Italien im Gefängnis gesessen hat. Der Mann sei 2011 als Flüchtling nach Italien gekommen.