Der Schweizer Philosoph Michael Rüegg hält den Staat Israel, der im Juni 2017 vor 50 Jahren seine Unabhängigkeit im Sechstagkrieg verteidigte, für vorbildlich. „Vorstellbar ist für mich, dass wir im Laufe des 21. Jahrhunderts in eine vergleichbare Bedrohungslage geraten, wie sie der Staat Israel seit seiner Gründung 1948 durchmacht“, schreibt Rüegg in seinem Büchlein „Krise der Freiheit“ (2016). An Israel lasse sich beobachten, welche militärischen, wirtschaftlichen und individuellen Anstrengungen es eine westliche Gesellschaft koste, die eigene Existenz gegen innere und äussere Feinde zu verteidigen, ohne – und das ist für Rüegg entscheidend – den Anspruch auf Rechtsstaatlichkeit und Religionsfreiheit preiszugeben. Auch wenn dieser Existenzkampf gegenüber den Palästinensern ungerechte Seiten habe, erscheint er Rüegg dennoch als vorbildlich, wie er auf Anfrage von Zukunft CH erklärte: „Welche andere westliche Gesellschaft hätte diesem extremen Druck so lange standgehalten?“ Die militärische Stärke allein genüge sicher nicht zum Überleben. „Ich behaupte, es braucht dazu auch die sinnstiftende Kraft der jüdischen Religion und Tradition. Ohne diese starken und lebendigen Wurzeln wäre der Staat Israel längst verschwunden oder zu einem kriminellen Gottesstaat verkommen.“ Rüegg beschreibt in seinem Buch, warum es für den Erhalt eines freiheitlichen Rechtsstaates notwendig ist, dass sowohl religiöse wie nichtreligiöse Menschen der Versuchung widerstehen, ihre persönliche Überzeugung zu einem Massstab für alle zu machen.

Michael Rüeggs Buch „Krise der Freiheit“ ist ein wertvoller Diskussionsbeitrag für die Zukunft Europas und der Schweiz.