Am 29. Dezember 2016 diskutierte Hans R. Portner in “Portners Presseschau” mit dem Publizisten Mathias von Gersdorff über die Genderbewegung. Dabei ging es u.a. um die Frage, wieso es nicht ganz einfach ist, das Phänomen “Gender” zu verstehen?

Laut von Gersdorff ist die Diskussion um Gender “deswegen so heftig, und für jemanden, der sich nicht intensiver damit beschäftigt, auch nicht ganz einfach zu begreifen, weil die Leute, die das Gender-Konzept bzw. das Gender-Menschenbild verteidigen, selbst recht unscharf und unklar sind, was sie meinen.”

Ein bewusst schwammiger Begriff

“Die Moderatesten Gender-Vertreter sagen, bei Gender gehe es ausschliesslich um Gerechtigkeitsfragen zwischen Mann und Frau. Andere machen ein ganz neues Menschenbild und sagen, dass die Geschlechtidentäten gar nicht von Natur gegeben, sondern soziale oder kulturelle Konstruktionen sind, die der Person aufoktroyiert werden.” Jeder solle seine eigene Identität finden, und diese Identität könne eine grosse Vielfalt an Formen annehmen. Es gäbe einige, die Radikalsten, die sagen, es gäbe ein Fluidum, die Geschlechtidentät sei niemals definiert. Auf der anderen Seite gäbe es die, die sagten, es gäbe Mann und Frau. “Das ist die ganze Bandbreite.”

“Und je nachdem, wo man nun Gender anwenden will, in akademischen Gesprächen, in der Schule oder in der Politik, da änder sich das. Gender ist ein Begriff, der bewusst schwammig gehalten wird.”

Neomarxistische Wurzeln

Bezüglich der Ursprünge der Gender-Bewegung wies von Gersdorff auf den radikalen Feminismus der 60er-Jahre und den Neomarxismus der 68er-Bewegung hin: Viele Gender-Vertreter verstehen sich “in der Tradition des Klassenkampfes der 60e-Jahre, der einfach fortentwickelt wurde”. Viele Genderisten verstehen sich als eine Bewegung, die eine Emanzipation von Herrschaftsstrukturen anstrebt. Die Grünen nennen diese Strukturen “heteronormative Gewalt”. Schon die 68er sagten, die Strukturen der Gesellschaft sind gewalttätig, weil sie den Einzelnen in eine Struktur hineindrängen. “Heteronormative Gewalt” meint demzufolge, dass die Gesellschaft die Leute in eine heteronormative Matrix hineindränge, sie ihnen aufoktroyiere. Biologie spielt für die Leute, die so denken, überhaupt keine Rolle.

Diese Theorie klinge – so von Gersdorff – zwar verrückt, aber wenn man im Rahmen des Neomarxismus denke, klingt das zwar immer noch verrückt, aber man könne dann verstehen, wieso die so denken.

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