Muslimische Migranten aus sozialer Not – die nicht bestritten werden soll – stellen sich gern als Flüchtlinge vor extremen und brutalen Glaubensgeschwistern vor: im Fall afghanischer Asylwerber vor den Terrormilizen Al-Kaida oder Islamischer Staat (IS). In der Schweiz stammt heute bereits ein Fünftel der Asylanten aus Afghanistan. Auffallend ist, dass bei ihnen Aggressivität, sexuelle Übergriffe und sonstige Gewalttaten erschreckend häufiger sind als bei anderen Migrantengruppen.

Von Heinz Gstrein

Afghanen fallen bei ihren europäischen Gastgebern oft mit einem Verhalten auf, das Motivation durch einen radikalen Islam verrät. So beispielsweise am 16. September 2017 in Wien geschehen, als ein 18-jähriger Afghane seine vier Jahre jüngere Schwester auf offener Strasse erstach, weil sie sich unbegleitet aus der elterlichen Wohnung gewagt hatte. Beim Verhör durch die Polizei berief er sich auf die Satzungen eines Deobandi-Islam. Dies taten auch der 17-jährige und seine Bande im Vorarlberger Dornbirn, die am 22. Juni 2017 den Begleiter einer 37-jährigen Frau niederschlugen, ihr unter die Bluse griffen und sie mitzuschleppen versuchten. Vor Gericht rechtfertigten sie sich mit „loser“ Bekleidung der Frau. Diese habe damit zum Sex „eingeladen“. Sie hätten so sich berechtigt gesehen, diese „Strassendirne“ (in Afghanistan seien nicht einmal die Dirnen so gekleidet, so die Aussage gemäss der Neuen Vorarlberger Tageszeitung vom 26. September 2017) auch als solche behandeln. Das sei die Lehre der „Deobandis“. So sprechen auch anderswo zunehmend afghanische Asylanten, um ihre Gewaltbereitschaft oder Integrationsverweigerung zu rechtfertigen. Doch was ist das genau für eine islamische Gruppierung?

Die Deobandi-Richtung des modernen Polit-Islam kommt aus Indien. Sie trägt ihren Namen von dem gleichnamigen Ort 150 km nördlich der Hauptstadt Delhi. Dieser Ort mit weniger als 100’000 Einwohnern beherbergt jedoch eine radikal-islamische Grossmacht: die schon 1866 gegründete Theologische Hochschule „Dar al-Ulum“ (Haus der Wissenschaft). Wie die Muslim-Brüder in Ägypten hatten die Deobandis zunächst einen britenfeindlichen, antikolonialistischen Nährboden. In Indien war das die Lage nach dem gescheiterten Sipahi (indischer Soldaten)-Aufstand von 1857. Sein Misserfolg beendete endgültig die über vierhundertjährige islamische Herrschaft des Mogul-Reiches auf dem indischen Subkontinent, die britische Königin Victoria wurde Kaiserin von Indien.

In Deoband wurde nun die Ansicht vertreten, die Muslime seien hinter den Westen zurückgefallen und unterentwickelt, weil sie sich von den Erneuerungen und Abweichungen sowie unmoralischen Einflüssen fremder Religionen und der westlichen Kultur beeinflussen liessen und damit von den ursprünglichen, unberührten Lehren des Propheten Mohammed abwichen. Die „Deobandis“ haben also denselben Ansatz wie die Salafisten: Ein radikales Zurück zum Ur-Islam! Der Unterschied liegt darin, dass sie im Rahmen der gemässigteren hanafitischen Schule des Sunnitentums entstanden sind, die Salafisten hingegen wie die Wahhabiten aus dem ganz strengen Hanbalismus. Daher sind die Deobandis bei ihrem Kampf gegen alles Westliche, Christliche, gegen Schiiten und nicht streng gläubige Muslime nicht ganz so skrupellos wie Al-Kaida oder der IS. Sie lehnen Terror gegen Unschuldige, insbesondere Frauen und Kinder ab. Gehören diese aber der eigenen Familie an, so dürfen, ja sollen sie bei Verfehlungen gnadenlos gezüchtigt werden, wie der Wiener Schwesternmord eben gezeigt hat. Dasselbe gilt für andersgläubige Frauen und Mädchen, die gegen die strikten Verhüllungsregeln der Deobandis verstossen.

Der Deobandi-Islam war bis ins späte 20. Jahrhundert hinein eine militante Ideologie, die aber keine eigenen militärischen Freischaren oder Terrorverbände aufstellte. Zur kämpferischen Bewegung wurde er erst, als ab 1980 seine Mitglieder in Pakistan die Seelsorge in den Lagern der vor den Sowjets geflohenen Afghanen übernahmen. Aus ihren Schülern (Taleb) formierten sich die „Taleban“. Diese regierten das postkommunistische Afghanistan von 1996 bis 2001, heute versuchen sie, das vom Westen dann etablierte demokratische System in Kabul zu vernichten. Die meisten Asylanten im Westen und ihre Familien kommen aus diesem Lager, suchen bei uns ein besseres und auch leichteres Leben, viele wollen ihren strikten Islam aber nicht mässigen oder ihn sogar in Europa verbreiten.

Zentralbegriff der Deobandi-Theologie ist „Bida“, die „unzulässige Neuerung“. Also solche wird alles abgelehnt, was sich noch nicht in Lehre und Leben Mohammeds und seiner Gefährten finden lässt. Umgekehrt darf an nichts von dem gerüttelt werden, was der Prophet gesagt und v.a. getan hat – auch wenn es sich dabei um die Ausrottung jüdisch gewordener Araberstämme und den Missbrauch ihrer Frauen und Mädchen als Sexsklavinnen handelte. Denn jeder Nicht- oder auch „Vormuslim“ ist auf Erden rechtlos und im Jenseits in die Hölle verbannt. Daher kommt auch die deobandische Schlussfolgerung und Lehre, dass sogar Mohammeds Eltern, da sie noch keine Muslime waren, im Höllenfeuer schmoren …