Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat sich am 5. Dezember 2012 klar „gegen die allgemeine Akzeptanz des Schwangerschaftsabbruchs“ geäussert und den Einsatz der laufenden Volksinitiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ als positives Signal gegen die institutionalisierte „Normalität“ der Abtreibung gewertet. Die Initiative, welche im Sommer 2012 mit 111‘000 eingereicht worden ist, fordert, dass die Abtreibungsfinanzierung aus dem Leistungskatalog der obligatorischen Krankenversicherung gestrichen wird.
Das Communiqué der Bischöfe im Wortlaut:

„Die katholische Kirche setzt sich prioritär für den Schutz des Lebens ein und gegen die allgemeine Akzeptanz des Schwangerschaftsabbruchs. Dies aus naturrechtlichen und aus religiösen Gründen. Sie sieht die Abtreibung als eine alle Beteiligten und die Gesellschaft nachhaltig schädigende schwere Sünde. Die Tötung ungeborener Kinder kann nach ihrer Überzeugung nie ein menschlich guter Ausweg aus einer Notlage sein. Die Schweizer Bischöfe streben eine Bewusstseinsänderung der Bürgerinnen und Bürger an und unterstützen alle Kräfte, die sich zum Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod einsetzen.
Positiv werten die Bischöfe, dass die Volksinitiative ‚Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache‘ gegen die institutionalisierte ‚Normalität‘ der Abtreibung antritt. Doch genügt die Diskussion der Finanzierungsweise nicht für die Entscheidung pro oder contra Abtreibung.
Es geht darum, in der Abtreibungsfrage zu einer Wende zu kommen. Im Vordergrund muss die Anwaltschaft für die in Not geratenen schwangeren Frauen und ihre Kinder stehen. Mit ihrem wiederholten Votum gegen die Abtreibung möchten die Bischöfe vor allem auch die in Not geratenen Frauen schützen, denn der Schwangerschaftsabbruch bleibt für viele von ihnen ein Lebenstrauma. Sie fordern die Gesellschaft bei dieser Gelegenheit auf, sich für das ungeborene Kind zu entscheiden und den durch eine Schwangerschaft in Not geratenen Frauen so zu helfen, dass eine Abtreibung keine Option mehr ist.“

Präzisierungen des Bistums Chur

Auf Rückfrage von Zukunft CH präzisierte Giuseppe Gracia, Mediensprecher des Bistums Chur, die Stellungnahme der SBK. Die Bischöfe hätten „ihre Sympathie für die Initiative zum Ausdruck“ gebracht und diese als einen „Schritt in die richtige Richtung“ gewertet, „leider nur bezüglich Finanzen, aber immerhin“. Die Initiative bringe einen „Gewissenskonflikt zum Ausdruck, ein Widerstand gegen die institutionalisierte Normalität der Abtreibung“ und sei „ein legitimer Weg, Widerspruch anzumelden und ein Zeichen zu setzen für die Heiligkeit des Lebens“. Auch wenn es momentan, so Gracia, politisch nicht möglich sei, einen Schritt weiter zu gehen, müsse die Kirche „dennoch den Schutz des Lebens von der Empfängnis an betonen“ und dürfe „sich nicht von politischer Taktik diktieren lassen“.